HUNDERT HAIKU


1970-1972



VON


THEO TAMMES



Dies ist eine Sammlung von kurzen Gedichte, Haiku genannt.

Zum ersten mal herausgegeben in 1975, von mir selbst.

Jetzt herausgegeben von


Riverhouse Publishers

Portugal











©

Copyright by

THEO TAMMES



Casa Azul

Porto do Paul

Pernes

2000-500

Portugal




email theotammes @gmail.com

website http://theotammes.yolasite.com/

website http://dragonsandbirds.freehomepage.com/



2



Haiku ist eine Japanische Dichtform,

wobei man versucht, in einem Rhythmus von siebzehn Silben eine außergewöhnliche Wahrnehmung oder Gedankengang wieder zu geben.

Ursprünglich gilt der Rhythmus 5-7-5 Silben, da aber meine Gedichten jedoch meistens Übersetzungen aus dem Holländischen sind, war es nicht immer möglich die Regel zu befolgen.

Die Hauptsache ist jedoch, dass man sich kurz fasst, seine Wahrnehmungen deutlich umschreibt.

Ich glaube, das ist mir einigermaßen gelungen.


Theo Tammes, Kapfenberg

Österreich

1975
























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als ich auf sah

durch die finsteren Zweige

schlug der Blitz ein.









Der endlose Weg

ein Abschied

wieder allein









ein Mensch kam heute

auch sein Schatten verschwindet

wenn die Sonne untergeht











wenn die Nacht

kalt, vorüber ist

ruft der Hund

es regnet 4

der Regen erzählt

vom Regenbogen

alt, und Himmelshoch











ein Vorgefühl von Verschwinden

Schnee










Rauch aus dem Rauchfang

blühender Apfelbaum

nichts ist unwirklich









der Weg geht aufwärts

durch dornige Sträucher

woran dein Ballast

hängen bleibt 5

Viele Wörter um es zu umschreiben

kein Wort um es zu sagen










treibst du mit den Wolken?

Stoßt deiner Nase an einen Vogel

-ruhe?











Ein langer Weg voraus

kein Dorf zu sehen

ein Vogel pfeift










grün sind die Sterne

schwarz ist der Wald

Keiner der dich liebt 6

silberne Träne

an goldenem Faden

ein Tropfen an Wasserhahn










Wer dreht das Rad?

Die Sterne fallen











Esel,

du trägst dich selber am Rücken










Wenn die Weiber

streiten

-Versteck dich

Zwerg! 7

Die lachende Zähne vom

Winterschnee

Pass auf, der Frühling ruft










voller runder Mond

über das verlassenen Tal

ein Schaf grüßt dich










Radiomusik

Seewind weht durch offene Fenster

-Grűss Gott, Schmetterling!










Flöte spielen im Tal

Echo von Hügeln ringsum

-und mehr....... 8

ein Schatten vom Schatten

sitzen unter einem Baum

bei Vollmond











trockener Seewind über meine Haare

Sonnenlicht durch Zweige

süßes Glück










einsam am Sommermeer

Nacht voller Fliegen und Wind

-aber nicht allein









nur ich, ein starker Wind weht,

ein Gruß in fremder Sprache

-o Welt! 9

zu wenig zum sagen

zu viel zum verschweigen

was tun?










Immer wieder ein Opfer

von Terror, überall

-arm, alt, keine Hoffnung









was lachst du nun

Sonne geht auf, Sonne geht unter

was weinst du nun?











Gequält in Deutschland

Narben die bleiben

kaputtgemachter Geist 10

macht es soviel aus

jemanden, der nicht interessiert ist?

Für mich schon










ein Stift schreibt Wörter

auf weißem Papier, ich schau

erstaunt zu










das Vorige schrieb

ich mit Bleistift, mit Tinte

dieses, so geht das









um meinen müde gedrehten Kopf

anzuhalten

hau ich drauf,

wie bei einem Wecker 11

leer war der Tag

voll war der Abend

ein Gott war gekommen










wenn es mäusestill ist

werde,ich es dir erzählen

-aber höre denn doch!










Schnell verebbt donnerndes Getöse

keine Bäume, wohl Licht

eine Übergang?










Einen rote Sonne scheint übers Feld

ein Pferd frisst von dem Baum

-ach nein! 12

Einmal ein Wort

einmal nicht

du hörst

und siehst

es nicht









noch ist die Nacht

licht am Himmel, sanft

schläft ein Stern










geh doch nur langsam,

dann siehst du vielleicht die Blume

morgens sich öffnen









eine Frau schaut mich an

das eine Auge jung, das andere alt

-Gibt´s das? 13

Wieder ein Jahr, und nochmals eins

Sonne geht auf, Sonne geht unter

-welch eine Verschwendung!










kalter Sommerwind-

auch du, warme Sommersonne-

warum störst du mich?











Einmal einatmen

einmal ausatmen

zweimal? Wunderbar!









Manchmal suche ich

Ruhe, aber keine Stille

gibt´s im Totenreich 14

tauschend voll bist du,

unerwarteter Mond - schau, dort

zwischen den Wolken











auf einmal waren

da zwei Polizisten

-mitten in der Nacht










ein Zweig streichelt meine Haare

der Hund folgt mir

-erwartete ich das?









weine in der Nacht

wenn du alleine bist- im

Dunkel. Sanft, ganz sanft 15

ein verstummter Schrei

in deinen Augen, alter Mann

und oft bei mir











auch Spatzen spielen

-genau so wie die Kinder-

im Großstadt Nebel











wenn die Sonne scheint,

ein einziges mal noch, ganz schwach,

lachen die Menschen








nicht Nägel beißen

sie werden wohl weiter wachsen!

-und nicht Daumenlutschen! 16

ärmlich düsteres Dunkel

-Morgennebel,

oder die Dämmerung










Manchmal auch im Herbst

ein Frühjahrsregen

-zum abkühlen?









Kann ich nicht lachen?

meinst du dass wirklich?

-nah, dann pass´ mal auf











mit vollem Magen

wird man sich auf einmal ganz

der Schwerkraft bewusst 17

ein weinender Spatz,

du wirst es nicht glauben

-aber es regnet nicht










nach langer Stille

öffnet er seinem Mund und

macht ihn langsam zu









voller Sommermond

Vögellärm in der Nacht

schläft der Teich nie?











Hörst du es noch nicht

wie das Meer ruft, komm doch her,

dann spül´ ich dich fort 18

immer rauscht das Meer

endlos die Wellen

und auch die Sonne scheint










an einem verregneten Tag

schien gerade mal die Sonne

als er seine Augen Zutat







Für eine Straßenlaterne


wenn ich abends brenne

denk ich mir, schien die Sonne immer,

würde ich beseitigt











sind Vögel dankbar

dass sie fliegen können?

-sie tun es einfach 19

strahlendes Lächeln

-geht direkt zum Herzen, ganz

wie goldenes Licht










was Menschen suchen

ist nicht zu suchen, wonach

sie suchen sollten











auf große Straßen

kommt kein Mensch vorbei, dafür

auf schmalen Wegen









fast durch sichtlich und

von strahlendem Licht

scheinst du mir zu sein 20

erster Herbstmorgen

Morgenkälte, fallendes Blatt

-noch bemerkt es keiner











ich rieche die Herbstkälte

Reif auf den Bäumen, in mir

endloser Sehnsucht











Schau, da fallt ein Blatt,

dort liegt eins am Boden

-was tun sie zusammen?








Dampfend der Kanal

in grauer Morgenstille

-schläft nur weiter, Fische! 21

reglos steht das Schilf

schon lange Zeit, kennst du seinen

rauschenden Gesang?










Plötzliche Liebe

nur so, auf einmal, es ist fast

unglaublich!










In tiefster Nacht ein

Fest feiern bei vollem Mond

-warten bist du lachst.......










graue Düsterkeit

Tage voller Regen, Herbst

was nicht stirbt gedeiht 22

durch Morgennebel

ringsum, bin ich - ganz früh - zur

Arbeit unterwegs










grauer Nebel außen

hinter müden Augen

-grauer Nebel innen











schmelzendes Eiswasser

wenn es auch kalt ist, niese

ich trotz alledem









ganz dunkel wird die

Welt vor meinen Augen, wenn

die Sonne schlaft 23

allwissender Nacht

wenn ich meine Augen schließe

ströme ich aus, nur so










glaube dass, was man

glauben kann, oder glaube

es eben nicht










regelmäßig tickt

die Uhr, und doch geht es

wirklich vorbei










dank sei

dem Wörterbrei

Ich komme näher! 24

und wenn es doch so

sein wurde, wie schon könnte

es dann werden










diese noch nicht leer

gerauchte Zigarrenkiste ist noch nicht

ganz voll geschrieben










ganz unwissend

blickt er sehr erstaunt, und gar

nichts anderes










warmes Herbstende

nach Beenden des Marktes

-Mistkübelfüller 25

meine eigene

Spur seh´ ich erstaunt hinter

mir- im ersten Schnee










leise fällt der Schnee

leise füllt mich die Stille

wie unendlich schön











ruhig dich lieben

hoffen auf leises Näherkommen

-und du?









Keiner wägt die Kälte

höchstens der Schnee, aber die

Kälte nicht- warum auch? 26

lange und oft krank

sein, einsam kämpfen, und nicht

wissen wogegen......









wie schon wurde es

sein wenn du jetzt kamst, und ich

dich küssen könnte











im Krugen Wasser

rundum ihn Wasser, wer macht

jetzt noch Unterschied?










Wenn ich das Licht aus

drehe, wird es dunkel

woran liegt das? 27

er starrt mich an, groß

und niedrig übers Feld, der

volle Wintermond











der Mond Spiegelt sich

im schmutzigen Wasser, bleibt

aber wunderschön!











Einst werde ich neben

dir erwachen, komisches

Frühstuck wird das sein








du machst sie rund

steckst sie im Mund

und es ist sehr ungesund 28



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